Samstag, 1. August 2009

Ycuá Bolaños: Nicht nur eine Brandtragödie, auch eine Justiztragödie


5 Jahre nach dem schrecklichen Brand im Supermarkt Ycuá Bolaños in Asunción, bei dem 400 Menschen ihr Leben verloren, weil der Besitzer Juan Pio Paiva nach Ausbruch des Feuers anordnete, die Türen zu schliessen, um Plünderungen zu verhindern, ist noch immer kein definitives Urteil gefällt worden. In erster Instanz waren Juan Pio Paiva zu 12 Jahren Haft, sein Sohn Victor Paiva zu 10 Jahren und ein überlebender Wachmann Daniel Areco zu 5 Jahren Haft verurteilt worden. Die 2. Instanz hatte alle Urteile nach dem Einspruch der Paivas wieder aufgehoben und die Angeklagten freigesprochen. Seither quälen sich die Hinterbliebenen und Verletzten durch die Instanzen der paraguayischen Justiz. Immer neue Aufschübe durch Formfehler, Richterwechsel und andere Schikanen verhindern ein definitives Urteil. Nun soll die Strafsache Paiva nach 5 Jahren verjähren - Präsident Lugo forderte den Obersten Gerichtshof in einem persönlichen Schreiben auf, dies zu verhindern. Eine Entscheidung steht in der nächsten Woche aus.
Am heutigen Samstag versammelten sich erneut Tausende Hinterbliebene und Opfer des Brandes am Unglücksort und gedachten der Toten. Der Brand war am 1. August 2004 gegen 11:20 durch einen Schwelbrand im Isolationsmaterial der Zwischendecke ausgebrochen,
der seinen Ursprung beim fettverklebten Schornstein des Restaurantgrills hatte. Als der Brand beim Luftschacht der Klimaanlage ankam und Sauerstoff bekam, folgte eine Feuerexplosion, die in Minuten den gesamten Supermarkt in Brand setzte. Die folgenden 12 Monate wurden scharfe Kontrollen über die Sicherheitsmassnahmen der Supermärkte, Shoppingzentren und gastronomischen Betrieben ausgeführt. Heute ist dies Vergangenheit - eine weitere Tragödie dieser Art kann jeden Tag an jedem Ort wieder passieren.

Foto: Victor Paiva, dahinter der Anwalt Luis Escobar Faella und Juan Pio Paiva.

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