Dienstag, 23. Juni 2009

Der gefolterte Ex-Komissar Alfredo Cáceres packt aus!













"Bower ist ein Verrückter, der unerklärlicherweise noch frei herumläuft"

Teil 2 des Interviews der ABC Color und des im Mai 2000 schwer misshandelten
ehemaligen Polizeikomissars Alfredo Cáceres. "Das einzige, was ich mir wünsche ist, dass dieser miserable Mann nicht vor der Justiz entkommt und das auch alle anderen, die in diese Barberei verwickelt sind, eine Strafe bekommen. Dies sind Basilio Pavón, Mercardo Palacios und Osvaldo Vera. Ich sehe es schon kommen, wenn Bower keinen Ausweg mehr sieht, wird er entkommen. Er ist ein Feigling." Wie er weiter berichtete, hat Bower sogar Offiziere vor ihren
Untergebenen mit den Füssen getreten. "Er hat die Polizeiinstitution bis aufs Unterste erniedrigt. Und viele haben sich bestechen lassen. Der General Quiñónez Imas hatte berichtet, dass der Senator Juan Carlos Galaverna in dieser Nacht des 18. Mai 2000 den Befehl gegeben hatte, das Feuer auf die Panzerwagen zu eröffnen, die ins Zentrum gekommen waren."
x - Es war ein grosses Risiko, das Wachbuch aus der Wache der Marine zu schmuggeln und es der ABC zu übergeben. Wer weiss, was man ihnen noch angetan hat, denn dieser Candia wurde als Verteidigungsminister noch prämiert...
x - Für die Offiziere ist es eine Beleidigung, dass diese Leute unter der Führung von Walter Bower und Miguel Angel Candia die Einheit beschmutzt haben, indem sie diese Schweinereien dort getan haben.
x - Es gibt schwerwiegende Beweise, aber alle sind auf freiem Fuss...
x - Letzte Woche hat Bower ja wieder den Prozess gestoppt, indem er versicherte, er sei nicht rechtzeitig benachrichtigt worden und dass sein Anwalt Alvaro Arias eine andere Audienz hatte. Als wir die Treppe heruntergingen, trafen wir diesen Anwalt. Wir haben sogar mit ihm gesprochen.
x - Ist der Arm dieser Leute noch sehr lang?
x - Er macht sich lustig, führt uns an der Nase rum. Wir müssen es einmal schaffen, dass wir Verurteilungen für solche Leute erreichen. Er schien fast mit Drogen vollgepumpt. Hat den Kommandanten geradezu überrannt. Hat die Hauptkomissare um 1 oder 3 Uhr nachts ausgewechselt. Mich hat er mal um halb 3 ausgewechselt. Und hat die Offiziere vor den Untergebenen getreten. Er ist ein Verrückter, der unglaublicherweise frei herumläuft.
x - Diese Regierung (von González Macchi) hat Oppositoren, Reporter, Intellektuelle bestochen, um irgendeinen Vorteil zu erlangen...
x - Da sind unglaubliche Dinge geschehen, man sah Kameraden andere Kameraden foltern, alles um diesen Abschaum zu befriedigen.
x - Aber hatten die denn eine andere Alternative als Gehorsam? Da hiess es doch, Hosen runter, Fortschritt machen oder auf der Strasse landen, das war doch die Regel damals.
x - Ja, so war es. Heute hat der Kommandant schon gar nicht mehr die Autorität, jemanden zu ermahnen, denn dieser sieht ihn nicht mehr als seinen Chef an. Das muss heute über andere Wege geschehen.
x - Wer hat denn das gesagt, dass ihr Polizeioffiziere in jener Nacht vom 18. Mai 2000 im Hauptquartier anzutreffen sein würdet?
x - Die Untergebenen haben gesagt, dass ich sie in keinem Moment entwaffnet oder bedrängt hätte. Sie sagten, ich hätte die Sicherung des Hauptquartiers und des Kongresses angeordnet, weil die Panzer kamen. Sie haben bestätigt, dass ich den Polzeichef angerufen habe und ihn nicht erreichen konnte.
x - Wo waren denn alle?
x - Sie kamen alle mit Bower. Man hatte mich schon festgenommen. Ich war mit einer Handschelle ans Handgelenk eines Komissars, Cayo Núñez, gefesselt. Mit allen Mitteln, mit Gewalt, wollten sie mich auf die Strasse führen. Ich habe mich geweigert. Ein anderer Komissar, Vázquez, sagte ihm, auf der Strasse könnten sie mich töten. "Ich habe Befehle", antwortete Núñez
x - Wer war denn dieser, ein A...lecker des Ministers?
x - Der Komissar der Neunten. Der Komissar Miguel Angel Rojas sagte ihm, er habe schon mit dem Minister gesprochen, aber der andere wollte mich auf jeden Fall mitnehmen. Dann sind wir nach Presidente Franco. So um halb 2 kam Bower mit seinen Leuten: Der Vizeminister Chase und Komissar Blas Chamorro. Dann kamen noch der Kommandant Casto Guillén, ein Unteroffizier und 30 bis 40 Komissare aus Asunción.
x - War das vorbereitet?
x - Ich war total verunsichert, schockiert. Plötzlich kam Bower zu mir und schrie:"Bereite du dich vor, zu kämpfen. Feigling, Mistkerl. Wir werden kämpfen. Nichtsnutz, Oviedista, Blödmann!" Er deutete einen Schlag in mein Gesicht an. "Nehm die Mütze ab", schrie er. Ich hob meine linke Hand, denn die rechte war ja an Núñez festgeschnallt, und als ich mir die Mütze abnehmen wollte, schlug er zwischen meinen Kopf, meine Hand und die Mütze und die Mütze flog in hohem Bogen auf den Boden. Das ist ein Beispiel für einen der erniedrigsten Aktionen gegen einen Uniformträger. Dann hat er angeordnet, dass man uns ins Marinekommando bringe. Unter den Verhafteten erkannte ich den Komissar Aurelio Franco, der auch in der 1. Zone festgenommen wurde. Der hatte auch mit Chamorro gesprochen. Aber Chamorro, Polizeichef der 1. Zone, ist nie
erschienen.
x - Er wurde dann aber als Kommandant bestätigt...
x - Ich hörte, dass man Casto Guillén befahl, die Brüder Verlerio und Miguel Angel Figueredo zu verhaften. Dann hat man mich auf die Camioneta geschafft und zur Marine gebracht. Während der Fahrt hat einer meiner Kameraden zu Basilio Pavón gesagt: "Du bist absolut schamlos", und er hatte ironisch geantwortet, er habe ja Befehle vom Minister und dürfe so handeln.
x - Und wie stehen Sie heute als Polizeibeamter da?
x - Ich wurde vom Dienst verabschiedet. Ich habe gerichtliche Schritte eingeleitet, um wieder aufgenommen zu werden. Unter Nicanor Duarte Frutos sind die anderen alle wieder aufgenommen worden, sowohl Militärs als auch Polizisten, aber ich nicht.
x - Nach wieviel Jahren Polizeidienst?
x - Es waren 32 Jahre.
x - Das muss eine Entschädigung geben. Es ist bewiesen, dass es sich um Staatsterror handelte.
x - Das war Staatsterror, angeführt vom Innenminister Walter Bower und dem Verteidigungsminister Nelson Argaña. Sie wussten, was passieren würde. Stellen Sie sich vor, ein Verrückter hätte die Polizei befehligt und die Panzer beschossen, wieviel Tote hätten wir gehabt.
x - Was denken Sie, was die vorhatten?
x - Wir hatten schon eine Vermutung, was passieren würde. Es waren 2 Gruppen. Im März 2000 brachten sie die Campesinos nach Asunción zu Demonstrationen. Es war auffällig, wie oft der Komissar Fugueredo den Senator Galaverna im Kongress besucht hat...
x - Ein Umsturz von Galaverna?
x - Um Staatspräsident zu werden, denn in dem Moment war er ja Kongresspräsident.
x - Galaverna mit wem?
x - Sie wollten ja die Wahlen zur Bestimmung des Vizepräsidenten nicht. Sie wollten eine Situation wie 1999 schaffen und dass man den Ausnahmezustand ausrufe. Die Colorados waren geteilt.

(Zur Erläuterung: der rechtmässige Staatspräsident war ja Raúl Cubas Grau -Oviedo-Anhänger-gewesen, der zurücktreten musste, worauf der Vizepräsident Luis González Macchi - aus dem Argaña-Lager- der Staatschef wurde. Dritter in der Liste ist der Kongresspräsident, falls beide anderen ausfallen.)

x - Der Beweiss ist, dass Yoyito (von der liberalen Opposition) gewann. Die Anhänger von Oviedo hatten für ihn gestimmt.
x - Man sagte damals mit vorgehaltener Hand, dass Nelson Argaña behauptete, man würde in weniger als 24 Stunden González Macchi absetzen und seinen Bruder Félix Argaña zum Präsidenten ernennen...
x - Klar, die Argañas wollten den kompletten Sieg sichern..
.x - Und das war González Macchi und Bader Rachid Lichi zu Ohren gekommen. Und so kam es, dass diese nicht die Kampagne von Argaña unterstützten. Man sagte, es gäbe viel Geld für die Liberalen, damit diese die Wahl gewinnen, aber mit der Bedingung, dass sie nicht die Regierungsmacht reklamieren. González Macchi wusste, was die Argañas planten. Er hat ihnen den Rücken gekehrt und Argaña verlor. So war dann auch das Argaña-Lager unter sich zerstritten.
x - Und der Putschversuch war, um Galaverna zum Präsidenten zu machen?
x - Genau. Erinnern sie sich, dass Galaverna vor dem Ende seiner Amtszeit als
Kongressvorsitzender im Jahr 2000 forderte, dass González Macchi der politische Prozess gemacht wird? Der Kandidat von denen war da schon Nicanor Duarte Frutos.
x - Und warum hat das nicht geklappt?
x - Weil Nicanor diesen Schachzug schon eraten hatte und Galaverna dann nicht in der Forderung nach einem politischen Prozess für González Macchi unterstützte. Erst so konnte dann die saubere Kandidatur von Duarte Frutos beginnen. Galaverna hat sich selbst im Radio verraten. Das war aufgenommen. Er sagte, dass mehrere Militärs und ranghohe Polizeioffiziere ihm angeboten hatten, Präsident zu werden. Das ist sogar in der Aussage von General Quiñónez festgehalten, der berichtet hatte, Galaverna habe in der Nacht vom 18. Mai Befehl gegeben, das Feuer auf die Panzer zu eröffnen. Es hätte zahlreiche Tote gegeben. Das wäre eine Katastrophe geworden...
x - Und dann hat man den Putschversuch Oviedo in die Schuhe geschoben, wie immer...
x - Man wollte ihn auf jeden Fall darin verwickeln. Als man mich gefoltert hat, haben sie darauf bestanden, dass ich gegen Oviedo aussage.
x - Das war aber ein kindischer Putschversuch, wo die Haupttäter Militärs ausser Dienst waren...
x - Ja, was für einen Putsch soll man denn mit Militärs oder Polizei im Ruhestand machen? Man hat sich einiger unzufriedener Militärs und Polizisten bedient, um dieses Szenarium aufzubauen.
x - Pure Naivität.
x - Es ist absurd, einen Putsch mit Leuten im Ruhestand zu machen.
x - Das hat ja schon einmal General Regis Romero gesagt, wer in den Ruhestand geschickt wird, ist dann wie gelähmt...
x - Ja, so ist es. Man muss eine starke politische Macht haben, eine unzufriedene Bevölkerung, die Mehrheit der Medien unter Kontrolle. Und dann müssen die Kommandanten noch mehrheitlich einverstanden sein..
x - Die Polizei müsste komplett auseinandergenommen werden, um neu zu beginnen, sagt der Anwalt Mario Elizeche?
x - Mit mehreren Ex-Kommandanten haben wir das Thema untersucht. Von den 12 - 13.000 Polizeibeamten im aktiven Dienst könnte man nach ausführlicher Prüfung vielleicht 2 bis 3.000 herausnehmen, mit denen man aufrichtig arbeiten könnte. Sowas geht heute nicht.
x - Es gibt immer mehr Polizeigangster oder Mittäterschaft
x - Ein Verbrecher, der im Grossraum Asunción aktiv ist, hat Polizeischutz. Erst wenn wir Kommandanten haben, die gnadenlos auf sie losgehen und von denen sie wissen, dass es ernst wird, erst dann werden die Verbrecher gehen. Wir unter uns Polizisten wissen alles über die Kameraden: ob er frei hat, ob er nach Hause ging, ob er im Komissariat schlief. Ob er ein Fahrzeug für 6.000 oder 12.000 Dollar kaufte, und wo er das Geld her hat. Wir wissen alles. Aber heute geht jeder seiner eigenen Nase nach. Bower und Nelson Argaña, diese beiden, haben die öffentlichen Kräfte in den Abgrund gezogen und laufen frei und unbehelligt herum.
x - Wenn ihnen heute der Präsident sagen würde, "bringen sie mir die Polizei wieder in
Ordnung", was würden sie tun?
x - Ich habe die "internen Angelegenheiten" studiert. Habe mich beim FBI spezialisiert.
Der Direktor für interne Angelegenheiten muss ein Polizist im Ruhestand sein, der
direkt vom Präsidenten abhängt und dessen Befehle ausführt. Er darf nicht vom
Polizeikommandanten abhängen, denn dann wird nur gemacht, was der Kommandant
anordnet.
x - Viele Polizeigangster sind wieder auf dem Vormarsch...
x - Das Erbe von Bower hält an. Viele haben richtige Gangsterbanden gebildet. Sind
verantwortlich für Raubüberfälle auf Banken, Finanzierungsgesellschaften und
Geldtransporte. Der Überfall auf dem Flughafen, erinnern sie sich? Wenn es keine
Mittäter bei der Polizei gibt, dann gibt es auch keinen Überfall. So glasklar ist das...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen